Wie bereits in meinem ersten Beitrag „Was ist das innere Kind“ geschrieben, steht das innere Kind für die Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen, welche wir als Kind gemacht haben. Diese inneren Anteile sind oft unbewusst, sie begleiten uns bis ins Erwachsenenalter und können unser Verhalten und vor allem unsere Emotionen stark beeinflussen. Mit der inneren Kind Arbeit können seelische Wunden geheilt und dysfunktionale Glaubenssätze erkannt werden.

Das innere Kind steht nicht nur für einen bestimmten Lebensabschnitt. So kann es sich z.B. um ein verletztes Kleinkind handeln oder um einen rebellischen Jugendlichen.

 

Wie entsteht ein verletztes inneres Kind?

Als Kind sind wir davon abhängig, dass unsere Bedürfnisse von außen erfüllt werden. Als Kleinkind können wir noch nicht für uns selbst sorgen aber auch als Jugendliche sind wir von unseren Bezugspersonen abhängig. Kinder brauchen Zuwendung, Unterstützung, das Gefühl geliebt und in Sicherheit zu sein. Leider können unsere Bezugspersonen diese Bedürfnisse nicht immer gut genug erfüllen. Die Erfahrungen welche wir als Kind machen und die Gefühle, welche damit zusammenhängen prägen uns.

So entwickeln wir in der Kindheit schnell negative Glaubenssätze, die uns bis ins Erwachsenenalter begleiten. Wenn wir z.B. als Kind immer wieder bestimmte Erwartungen unserer Bezugspersonen erfüllen mussten, kann es sein das wir als Kind irgendwann glaubten das wir nichts gut genug machen, weil wir es immer besser machen mussten. Daraus kann sich der Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“ entwickeln. Dieser Glaubenssatz kann sich z.B. auch daraus entwickeln, wenn sich unsere Bezugspersonen nicht genügend um uns gekümmert haben, wir hatten dann vielleicht das Gefühl „Ich bin es nicht wert das man sich um mich kümmert“ und daraus entstand dann der Glaubenssatz das wir nicht gut genug sind.

Im Prinzip suchten wir als Kinder nach Erklärungen für das Verhalten unserer Bezugspersonen, wir entwickelten Schutzstrategien, damit wir mit diesen emotionalen Verletzungen umgehen konnten.

Diese negativen Glaubenssätze können wir mit innerer Kind Arbeit auflösen oder umkehren.

 

Mit dem inneren Kind arbeiten

Bei der inneren Kind Arbeit geht es zuerst darum dass wir die kindlichen Anteile erkennen und ihnen Aufmerksamkeit schenken, indem wir eine liebevolle Beziehung zu diesem Teil von uns selbst aufbauen. Wichtig dabei ist auch die Entwicklung von Selbstmitgefühl, denn oft behandeln wir uns selbst zu hart und unnachgiebig. Auch dürfen wir hierbei lernen mehr auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten und diese nicht wie so oft zu vernachlässigen. Auch ein liebevoller Umgang mit sich selbst (Selbstliebe) spielt eine große Rolle.

Wir versuchen dem inneren Kind das zu geben, was ihm/uns als Kind gefehlt hat. Wir sind quasi wie ein fürsorgliches Elternteil für unser inneres Kind.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten mit dem inneren Kind zu arbeiten, wie z.B. Visualisierungen, einen Brief an das innere Kind schreiben, usw.

Kontakt mit deinem inneren Kind kannst du ganz einfach aufnehmen, indem du in dich hineinspürst und dein inneres Kind bittest sich zu zeigen. Es kann sein das dies nicht beim ersten Mal funktioniert, aber wenn du regelmäßig übst, dann wird sich dein inneres Kind zeigen. Natürlich kannst du auch ganz nüchtern an die Sache rangehen, indem du dir überlegst in welchem Lebensbereich du am meisten Probleme hast und dir dann anschaust, ob du evtl. in bestimmten Situationen immer wieder gleich reagierst. So kannst du Verhaltensweisen finden, die auf ein verletztes inneres Kind hinweisen. Ich empfehle dir aber, es zuerst einmal damit zu versuchen in dich hineinzuspüren.

Wenn du Kontakt zu deinem inneren Kind hast, geht es darum herauszufinden welche konkreten Erlebnisse dazu geführt haben die dich so verletzten. Nimm am besten ein schönes Notizbuch zur Hand und schreibe alles auf was dir dazu in den Sinn kommt.

Dann mache ich es gerne so, dass ich mein inneres Kind frage, was es jetzt gerade von mir braucht und versuche ihm das zu geben. Denn durch die Erinnerung wird die verletzende Situation natürlich in dem Moment wieder ganz präsent. Danach frage ich mein inneres Kind, was es denn damals gebraucht hätte. Auch das versuche ich meinem inneren Kind zu geben (oft ist es eine Umarmung, eine Bestätigung das alles gut ist oder z.B. die Gewissheit das es nicht alleine ist). Du hast natürlich auch die Möglichkeit das Ereignis von damals umzuschreiben. D.h. du gestaltest in deinen Gedanken die Situation einfach so um wie sie am besten für dein kleines Ich gewesen wäre.

 

Im Prinzip kann jeder mit seinem inneren Kind Arbeiten. Wenn allerdings schwere Traumata vorliegen, empfehle ich dir dich an einen Psychotherapeuten/Psychotherapeutin zu wenden.

Was das innere Kind genau ist, habe ich in diesem Beitrag bereits beschrieben.